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Stadt Remscheid

Stolperstein erinnert künftig an das Schicksal von Paul Lisziun

In Anwesenheit von Angehörigen von Paul Lisziun wird im Rahmen der Kunstprojektes STOLPERSTEINE des Künstler Gunter Demnig am Montag, 4. März, um 10.30 Uhr, auf dem Bürgersteig in Höhe des Hauses Klausen 8 (gegenüber der Einfahrt zur Lockfinker Straße) ein Stolperstein gesetzt.

Paul Lisziun wurde am 21. November 1914 in Konopken / Bialla Kreis geboren. Er meldete sich erstmals von Konopken am 10. Februar 1937 in Remscheid und war wohnhaft im Ortsteil Lüttringhausen. 1938 wurde er zu einer Zuchthausstrafe von sechs Jahren und acht Monaten mit Sicherheitsverwahrung verurteilt. In 1944 im Sprengkommando Kalkum eingesetzt, dort am 7. Juni 1944 verwundet und in das Bezirkshaftkrankenhaus nach Düsseldorf eingeliefert. Später wurde er an das Zuchthaus Lüttringhausen überstellt.

Am 24. Januar 1945 richtete das Reichssicherheitshauptamt ein Telegramm an die Leiter der Staatspolizei in Düsseldorf, Münster, Dortmund und Köln die Aufforderung, „ausländische Arbeiter und ehemalige deutsche Kommunisten“, die sich veranlasst sehen könnten, sich umstürzlerisch zu betätigen, „sofort zu vernichten“. Am 7. April 1945 erließ Generalfeldmarschall Walter Model, der oberste Befehlshaber der Heeresgruppe B den Tagesbefehl, Zuchtgefangene, die innerhalb vom Feind eingeschlossener Gefängnisse einsitzen, der Sicherheitspolizei zur sicherheitspolizeilichen Überprüfung zu übergeben. Gleiches gelte für in den Strafanstalten einsitzende Untersuchungshäftlinge, wenn sie wegen politischer Vergehen oder Verbrechen in Haft oder wenn Zuchthaus- oder Todesstrafe zu erwarten seien. Weitere Regelungen sei höheren SS- und Polizeiführern übertragen.

Am 8. und 9. April 1945 erteilte der „Höhere SS- und Polizeiführer West“, der SS-Obergruppenführer Karl Gutenberger in Essen daraufhin dem Kommandeur der Sicherheitspolizei Henschke den entsprechenden Tagesbefehl, der ihn an den Leiter der Gestapo-Außenstelle in Wuppertal, Hufenstuhl weitergab.

Am 10. April 1945 erschienen nach telefonischer Voranmeldung Kriminalassistent Dahlmann mit drei weiteren Gestapo-Beamten bei Regierungsrat Dr. Engelhardt, Leiter des Zuchthauses Remscheid-Lüttringhausen. Dahlmann verlangte, die sicherheitspolizeiliche Überprüfung der einsitzenden Gefangenen vornehmen zu dürfen. Dem Leiter der Anstalt Dr. Engelhardt gelang es, die ursprünglich geforderten 600 Gefangenen auf 90 zu reduzieren. Des Weiteren gelang ihm die Ausklammerung ausländischer Gefangener. Zur gleichen Zeit wies Hufenstuhl die Beamten Burmann und Vogel an, eine Grube durch ausländische Zwangsarbeiter ausheben zu lassen. Nachdem man zunächst einen Ort in der Ohligser Heide hierfür vorgesehen hatte, der dann aber nicht sicher genug erschien, entschied man sich für die Schlucht am Wenzelnberg. Den Arbeitern teilte man mit, die Grube, deren Maße genau bestimmt war, werde als Panzergraben benötigt. Am 12. April 1945 erschien mit zwei geschlossenen Lastkraftwagen ein starkes Polizeiaufgebot gegen 16 Uhr auf dem Gelände der Haftanstalt. Zur Überraschung der Gestapo stellte sich heraus, dass nur 55 der ursprünglich 90 vorgesehenen Häftlinge zum Abtransport bereitstanden. Dr. Engelhardt konnte noch 35 Häftlinge in Arbeitskommandos unterbringen und sie damit vor dem Zugriff der Gestapo bewahren. Dahlmann erklärt sich daraufhin bereit, nur sechs weitere Häftlinge zu übernehmen, die ihm am nächsten Morgen auf das Polizeipräsidium in Wuppertal überstellt werden sollen. Allerdings gelang noch einem Gefangenen die Flucht, sodass lediglich fünf weitere Häftlinge dem Transport zugewiesen werden konnten.

In der Frühe des 13. April 1945 wurden die Gefangenen zum Wenzelberg gekarrt, darunter Paul Lisziun, elf weitere Häftlinge wurden noch aus anderen Haftanstalten den Gefangenen aus Lüttringhausen zugestellt, wobei dies je vier Gefangene aus Wuppertal-Bendahl und Ronsdorf sowie drei Männer unbekannten Namens und unbekannter Herkunft gewesen sind. Nach offiziellen Angaben wurden die Männer dort paarweise an den Daumen zusammengebunden und durch Genickschuss getötet.

Die  Städte Langenfeld, Leverkusen, Leichlingen, Remscheid, Solingen und Wuppertal gedenken der Opfer jährlich wiederkehrend mit einer Gedenkveranstaltung am Ort des Verbrechens.

Seit 2005 werden Stolpersteine in Remscheid verlegt. Sie erinnern an mehr als 170 Remscheider Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Stadt Remscheid hat die Stolpersteine in einer kartographischen Übersicht dokumentiert, die unter dem nachstehenden Link aufgerufen werden kann:

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